KINTSUGI AND BLUES
Ästhetik der Sinnlichkeit, Melancholie in Bewegung, die Ewigkeit im Moment und Sehnsucht nach Eleganz – so könnte man die Vision von Kintsugi and Blues beschreiben.
„Ich bin an ihm zerbrochen. Und ich bin aus mir selbst heraus wieder geheilt. Ja, er war nur der letzte Tropfen, aber nur der letzte, und nicht nur Tropfen. Das Universum wollte es so. Wachsen, Glühen, Explosion, Implosion, schwarzes Loch, Tod und Wiedergeburt … und jetzt wachse ich wieder wie die Haare nach dem Wachsen, aber ich wachse und nehme die wunden Stellen in Kauf, denn ich habe bereits bezahlt, ich habe Recht auf meine Wunden, Schrammen und Narben, ich habe Kintsugi schon immer praktiziert, aus meinen zerbrochenen Teilen erwächst etwas noch Schöneres und Besonderes, aus allen meinen Stückchen ein Ganzes, ein Kunstwerk, an dem alles kunstvoll und nichts künstlich ist.
Jeden Tag sterbe ich und jede Nacht werde ich wiedergeboren. Während der blauen Stunden wachse ich bis zum Tod, wachse ich bis zur Geburt, und kein Mensch merkt es mir an. Ich ruhe in mir selbst und meine Ruhe ist unberührbar. Ich zittere wie ein Spatz im Januarschnee, ich bebe wie ein isländischer Vulkan, und kein Mensch merkt es mir an. Ich bin der Fluss, der fließt, und ich bin der Ozean, in welchem er mündet. Die Wolken am Himmel, der Nebel am Horizont, der Regen auf Deiner nackten Haut und die unterirdischen Gewässer.“
(Aus unveröffentlichtem Roman)
DIE KUNST, ZU SEHEN
wenn
ich
stillhalte
blüht
die welt
auf
Da, wo die Zeit stillsteht und Inspiration fließt, wo sich die Ewigkeit und das Jetzt kreuzen, eingetaucht in den Ozean der Fantasie und hingegeben an das Leben, in einem Raum, den es nicht gibt – da entstehen meine Werke, da bin ich zuhause.
Meine Seele ist alt und doch bin ich jung im Herzen. Ich beobachte die Welt mit den Augen und der Neugier eines Kindes, das überall Schönes und Faszinierendes entdeckt.
Linien, Farben und Formen, leise Töne und leise Bewegungen, Nuancen und Schattierungen sammle ich unterwegs mit offenen Augen; mit geschlossenen ordne ich sie neu in meinem Inneren, verbinde sie zu ungewöhnlichen Konstellationen und bringe den verborgenen Schimmer hervor.
Meine Arbeiten sind mal sinnlich und elegant, mal verspielt und verträumt – genauso wie ich; stets einzigartig und aus vollem Herzen kreiert.
Ästhetik der Sinnlichkeit, Melancholie in Bewegung, die Ewigkeit im Moment und Sehnsucht nach Eleganz – so könnte man die Vision von Kintsugi and Blues beschreiben.
DAZWISCHEN
Immer wieder – ein Vierteljahrhundert bereits – lese ich über Japan und japanische Lebensphilosophie, von Geishas und Zen über Wabi-Sabi und Kintsugi zu Ikigai und Yutori … und ich erkenne so viel von meinen eigenen Ansichten und Einsichten darin wieder.
Ich liebe das Unperfekte und Vergängliche im und am Leben, die Reduzierung auf das Wesentliche, meine Gedanken und Gefühle wie Wolken am Himmel vorbeiziehen zu lassen, mich stets aufs Neue zusammenzusetzen, im Hier und Jetzt zu sein und jeden Morgen von Neuem zu beginnen.
Doch manchmal bleibe ich allein mit der Erinnerung, verloren zwischen Hoffnung und Illusion … (Anne Haigis: „Haut für Haut“)
Left alone with the blues – als Gefühl, als Farbe, als Blick und Musik, als Pinselbewegung aus der Seele heraus.
Irgendwo zwischen Melancholie und Freude, Ruhe und Enthusiasmus, Romantik und Sinnlichkeit, Zärtlichkeit und Leidenschaft, Zuhause und Unterwegs sein, Zen-Buddhismus und Philosophie, Ernsthaftigkeit und Humor, Literatur und Erfahrung balanciere ich auf dem schmalen Grat des Lebens – und versuche, das alles auf eine wunderbare und ganz eigene Art zu kombinieren und zu atmen.
Was ist Dein Ikigai – Dein Grund des Seins, Dein Grund, morgens aufzustehen?
Meiner würde so lauten: „Random kindness and senseless acts of beauty“ (Anne Herbert).
Das sind genau die goldenen Fäden, die (fast) jeden Riss überbrücken und die gebrochenen Teile wieder zusammenfügen können, sodass das (immer zerbrechliche) Ganze noch schöner und stärker erstrahlen kann als je zuvor. Das ist meine Art, Kintsugi zu leben.